Der fette, graublaue Ton der „Mellendorfer Berge“ und der Torf aus den umliegenden Mooren waren günstige Vorbedingungen zur Anlage von Ziegeleien auf dem Gebiet der heutigen Wedemark.
Wahrscheinlich wurde die erste ortsfeste Ziegelei um 1790 bis 1810 zwischen den Ortschaften Mellendorf und Scherenbostel gegründet. Mit Sicherheit gab es vorher schon Feld(brand)ziegeleien, in denen man Ziegel unter freiem Himmel
fertigte und in einem Meiler brannte. Eine behördliche Genehmigung war für die Anlegung einer Feldbrandziegelei damals nicht notwendig, da für den Eigenbedarf produziert wurde. Man legte sie entweder in der Nähe von Tonvorkommen an
oder neben dem zu errichtenden Gebäude. Befeuert wurden die Meiler mit Torf, z.B. aus dem Bissendorfer Moor oder mit Holz. Feldbrandziegeleien sind in der Landschaft nicht mehr nachzuweisen. Sie hatten keine dauerhaften Gebäude und
die Brennöfen (Meiler) wurden nach dem Brand restlos abgetragen.
Knapp 30 Jahre später verlegte man die erste Handstrichziegelei einen Kilometer weiter südwestlich in die Nähe von Wiechendorf. Um Mauer- und Dachziegel herzustellen, wurden von ca. 1865 an einige Maschinen mit Dampfkraft betrieben. Die Produktion wurde 1901 eingestellt. 1844 wurde eine Ziegelei in Scherenbostel errichtet, die bis ca. 1906 im sogenannten Handstrichverfahren Mauer- und Dachziegel produzierte. Eine zweite, kleinere Ziegelei entstand im gleichen Ort um 1865.
Im März 1854 wurde die Mellendorfer "Interessenten-Ziegelei" von 15 Grundbesitzern und Einwohnern südwestlich von Mellendorf gegründet. Bis ca. 1890 produzierten durchschnittlich sechs Wanderziegler aus dem lippischen Raum während der Kampagne Ziegel im Handstrichverfahren. Nach dem Verkauf der Ziegelei erfolgte der Umbau in eine Dampfziegelei, die ganzjährig produzierte. Es folgten noch zwei Besitzerwechsel und eine Namensänderung in „Mellendorfer Tonwerke“, bis die Produktion von Mauer- und Dachziegeln, Formziegeln und Röhren 1914 eingestellt wurde.
Eine weitere Handstrichziegelei entstand 1856 in Mellendorf. Der Umbau in eine Dampfziegelei mit dem Namen „Mellendorfer Ziegelwerke“ erfolgte 1893 durch einen neuen Besitzer. Statt der lippischen Ziegler, die nur während der Kampagne (März bis Oktober) gearbeitet hatten, setzte man jetzt hauptsächlich italienische und polnische Arbeiter ganzjährig ein. Die Produktion wurde zwischen 1914 und 1916 eingestellt.
Das Richard-Brandt-Heimatmuseum erinnert an diese frühe Form der Industriealisierung durch eine Vitrine und zwei Schautafeln.
Und wer noch mehr erfahren möchte, dem sei das Buch “Ziegelherstellung in der Wedemark“ von Karen Kolp empfohlen.
1 a |
ca. |
1790 - 1829 |
Erste Ziegelei von J. Fr. Querfeld am Herrschaftlichen Birkenkamp |
1 b |
ca. |
1829 - 1901 |
Ludwig Querfelds "Neue Ziegelei" (Handstrichziegelei), Wiechendorf |
2 |
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1844 - 1906 |
Handstrichziegelei Bütehorn, Scherenbostel |
3 |
um |
1865 |
Handstrichziegelei Döpke/Voltmer, Scherenbostel |
4 a |
ca. |
1854 - 1890 |
Interessenten-Ziegelei, auch: Gemeinde- oder Genossenschaftsziegelei, (Handstrichziegelei) |
4 b |
ca. |
1890 - 1898 |
Dampf-Ziegelei Mellendorf, H. Kopp & Co. |
4 c |
ca. |
1898 - 1914 |
Mellendorfer Tonwerke – im Volksmund "Obere Ziegelei" |
5 a |
ca. |
1856 - 1890 |
Hanebuths Handstrichziegelei |
5 b |
ca. |
1892 - 1893 |
Handstrichziegelei von Friedrich Rust aus Helstorf |
5 " |
ca. |
1893 - 1914 |
Mellendorfer Ziegelwerk – im Volksmund "Untere Ziegelei" |
Bildnachweis:
Galerie von links nach rechts: Ziegeleigelände südwestlich von Mellendorf ( Nr. 1a des Messtischblattes), Ziegeleigelände Wiechendorf (Nr. 1b des Messtischblattes), sowie zwei Fotos des Ziegeleigeländes Scherenbostel (Nr. 2 des Messtischblattes), alle Bilder (c) Karen Kolp
Messtischblatt Nr. 1815 (3424) von Mellendorf, 1899, bearbeiteter Ausschnitt (Original: Niedersächsisches Landesarchiv Hannover)