Auf Ihren Reisen durch Norddeutschland abseits der Autobahnen sind Ihnen sicher die viele Ortschaften noch heute prägenden großen Fachwerkwohnhäuser auf ehemaligen und z.T. noch aktiven landwirtschaftlichen Betrieben aufgefallen. Es ist ein Baustil, der sich im 13. - 15. Jahrhundert als Wohnstallhaus für die bäuerliche Bevölkerung entwickelte.
Mensch, Vieh und Ernte waren unter einem Dach untergebracht. Wichtigster und größter Raum war die Diele. Sie war der Wirtschafts- und Arbeitsraum des Hauses und entsprechend geräumig. Daher die Bezeichnung „Hallenhaus“, wegen ihrer Verbreitung in der Norddeutschen Tiefebene (vom Niederrhein bis nach Hinterpommern), mit regional unterschiedlicher Gestaltung, auch „Niederdeutsches Hallenhaus“ genannt.
Die Diele ging ohne Trennung in den offenen Wohn- und Küchenbereich über, das „Flett“ (eine offene Wohnküche).
Mitten im Flett befand sich eine offene Feuerstelle. Die Kochkessel wurden mit Kesselhaken am über dem Feuer hängenden Rahmen aufgehängt, einer oft mit Pferdeköpfen verzierten Holzkonstruktion.
Wenn das Essen schneller heiß werden sollte, wurde der Topf über dem Feuer an den Zähnen des Kesselhakens tiefer gehängt. Nun wissen Sie, woher das Sprichwort „Einen Zahn zulegen“ kommt.
Nachts wurde ein Eisengitter über das Herdfeuer gestülpt (Feuerstülpe), um zu verhindern, dass Tiere (vor allem Katzen) sich am Feuer „anstecken“ und dann brennend und in Panik das sich im Haus befindliche Heu und Stroh anzündeten.
Der Rauch entwich durch eine Dachöffnung am Giebel. Wärme und Rauch konservierten Schinken und Wurst. Sie wurden deshalb gern an den Holzrahmen über dem Feuer gehängt.
Das abtropfende Fett fing man in kleinen Näpfen auf. Recht unangenehm war es sicher, wenn man versehentlich in einen solchen Napf trat. Daher der noch heute bekannte Spruch: „Tritt nicht ins Fettnäpfchen!“
Wir haben im Museum eine Feuerstelle in verkleinerter Form nachgebildet. Die sich darauf befindlichen zugehörigen Gegenstände sind Originale. Lassen Sie sich gern bei Ihrem nächsten Besuch im Museum erzählen, welche Funktion diese Teile hatten.
Wer sich einmal eine Diele in nicht weiter Entfernung ansehen möchte, hat dazu im Bomann-Museum, Celle, Gelegenheit. Hier wurde eine komplette Originaldiele aus einem Bauernhaus ins Museum transloziert.
Bildquellen:
Hof der Heidmark: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hof_der_Heidmark.jpg, gemeinfrei
Grundriss Niedersachsenhaus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grundriss_Niedersachsenhaus.png, gemeinfrei
Feuerstelle im Museum: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark
Feuerstelle im Bomann-Museum: Von Hajotthu - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87047150