Im Jahre 1952 zog der damals unbekannte Maler und Musiker Karl Montag aus Sachsen nach einer Scheidung und einer Erkrankung in das Quitmeyersche Haus in Wennebostel.
Nach dieser Lebenskrise startete er hier eine neue Phase seines Lebens und begann mit dem Literaturstudium zum Geigenbau. Er las alles, was es über die berühmten Geigenbauer in Italien und Frankreich zu bekommen gab und erlernte die erforderlichen Techniken im Selbststudium. Eine Geige des berühmten französischen Geigenbauers des 19 Jahrhunderts Jean Baptiste Vuillaume diente Montag als Muster für seine Entwürfe; diese Geige hatte ihren Klang aufgrund einer zu starken Wärmebehandlung verloren und konnte von Montag in ihre Bestandteile zerlegt werden. Sieben Jahre dauerte es, bis die erste Geige vollendet war, die Montags Ansprüchen genügte.
Seit Ende der 90er Jahre baute Montag als echter Autodidakt insgesamt 19 Geigen. Seine Werke stellte er auch so bekannten Geigern wie David und Igor Oistrach sowie Yehudi Menuhin vor – sie beurteilten seine Werke durchweg sehr positiv. So wurde Karl Montag einer der bekanntesten deutschen Geigenbauer des 20. Jahrhunderts – von gelernten Geigenbauern wenig geschätzt, aber von Musikern viel gelobt!
Diese Geschichte des berühmten Geigenbauers können Sie im Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark nacherleben. Wir sind in der glücklichen Lage, große Teile der Geigenbauwerkstatt mit teils selbst gefertigten Werkzeugen, Gemälde und Literatur im Kavalierhaus zeigen zu können, die der Gemeinde von der Karl-Montag-Gesellschaft als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurden. Dieser Verein kümmert sich um das Erbe von Karl Montag und veranstaltet in regelmäßigen Abständen Konzerte in der Wedemark, in denen auch originale Montag-Geigen bespielt werden. Zuletzt gab es im Jahre 2018 ein großes Konzert in der Brelinger St.-Martini-Kirche zur Erinnerung an den 100. Geburtstag von Karl Montag.
Aber man kann Karl Montag auch „live erleben“ – in einem Film des NDR aus dem Jahre 1979 auf unserer kleinen Videoanlage in der Ausstellung. Hier erläutert er dem Moderator die wichtigsten Schritte beim Bau einer Geige, weist auf besondere Schwerpunkte hin und zeigt vor allem seine unglaubliche Leidenschaft, mit der er ans Werk ging. Auch ein Freund von Karl Montag, der damals noch junge Geiger Amadeus Heutling – später Violinist bei den Berliner Philharmonikern – spielt auf einer Montag-Geige und preist ihre Vorzüge.
Zwar ist das Kavalierhaus zz. infolge der Corona-Krise wegen der Enge in den dortigen Räumen an den sonntäglichen Öffnungszeiten zunächst geschlossen, aber auf vorherige Anfrage (Karl-Hans Konert, Tel.: 05130/790396) kann diese spezielle Ausstellung unter Auflagen dennoch besichtigt werden.
Bildquellen:
Karl Montag: Karl-Montag-Gesellschaft
Werkstatt: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark