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Weben - ein uraltes Handwerk

Tischdecken, Handtücher, Bettlaken und Co. sind heute schnell gekauft. Das war früher nicht so einfach. Textilien wurden daher selbst gewebt. Der Webstuhl im Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark stammt aus dem Jahr 1816 und lässt uns ahnen, wie zeitaufwändig damals die Herstellung von Textilien gewesen sein muss.

 

Der Rahmen des Webstuhls ist 1,51 m lang, 1,30 m breit und 1,60 m hoch. Auf der einen Seite ist ein schmales Sitzbrett angebracht. Oberhalb dieser Sitzfläche befindet sich der Brust- oder Warenbaum (B), eine hölzerne Walze, auf die das fertige Gewebe gerollt wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rahmens befindet sich eine weitere Walze, der Kettbaum (A). Zwischen den beiden Walzen befinden sich zwei Schäfte (E), die vom Sitzbrett aus mit Pedalen (H) bedient werden können. Die beiden Walzen des Webstuhls werden mit den sogenannten Kettfäden bespannt. Mithilfe der Schäfte können diese Kettfäden angehoben bzw. gesenkt werden. Während der eine Schaft jeden zweiten Faden anhebt, werden die übrigen Fäden durch den zweiten Schaft abgesenkt. Durch den entstandenen Zwischenraum kann dann ein Schussfaden mithilfe eines Schiffchens (S) hindurchgeschossen werden und mit einem Weberblatt oder Riet (F) nach unten Richtung Warenbaum geschoben werden. Anschließend beginnt der Vorgang von vorn.

Wer einen solchen Webstuhl in Aktion ansehen möchte, dem sei ein kurzer Film über das Weben eines Flickenteppichs des Heimatvereins Weissacher Tals empfohlen. 

Das für das Weben benötigte Leinengarn wurde von den Bauernfamilien damals selbst hergestellt. Sie bauten Flachs an, den sie zu Fäden verarbeiteten. Flachsfasern sind wie Wolle und Seide Naturfasern. Sie lassen sich gut verspinnen, sind koch- und reißfest und bilden keine Fusseln. Leinen lässt sich jedoch recht schlecht bügeln. Die für die Garnherstellung benötigte Geräte wie Hechel, Brake, Schwingbock, Haspel und Spinnrad sind ebenfalls im Richard-Brandt-Heimatmuseum zu sehen.

 

Im Herbst 2018 wurde die Kette unseres Webstuhls übrigens von der damals 90-jährigen Ingrid Rhode aus Esperke neu aufgezogen. Seither ist dort auch ein Leinenhandtuch zu sehen, das Frau Rhode bei der Gelegenheit gleich für das Museum gewebt hat. 

 


Bildquellen:

Zeichung der Bestandteile eines Webstuhls: Wikimedia, public domain

Alle übrigen Fotos: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark