Kucheneisen (oder auch Waffeleisen genannt) bestanden aus zwei Eisenplatten, die auf der Innenseite Muster, Inschriften oder Bildmotive trugen. Beide Teile waren zangenartig mit einem Scharnier verbunden und mit zwei langen Stangen als Griff ausgestattet. Das war erforderlich, um genügend Abstand vom Feuer zu halten.
Damit sich nach dem Backen der Kuchen leichter vom Eisen trennen ließ, rieb man die Innenseiten mit einer Speckschwarte ab. Der Teig aus Roggenmehl, Anis, Seimhonig und Salz wurde in ausreichender Menge auf eine der Platten gelegt und das Eisen zusammengedrückt.
Nun legte man das Eisen in die Glut der Feuerstelle im Flett (vgl. Bericht Die Feuerstelle im Niederdeutschen Hallenhaus). Nach relativ kurzer Backzeit konnte der Kuchen aus dem Eisen genommen werden.
Diese Zeremonie fand nur bei besonderen Gelegenheiten statt. Insbesondere um Neujahr wurde der „Jahreskuchen“ gebacken. Und natürlich zu Hochzeiten.Dann wurden die Kuchen zur Kirchfahrt auf dem Hochzeitswagen mitgenommen, um sie den auf der Straße Zuschauenden zuzuwerfen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts sind solche Zeremonien nachgewiesen. Die Kucheneisen wurden in den Familien hoch in Ehren gehalten. Bis ins 19. Jahrhundert fertigten Schmiede diese Eisen an. In Einzelfällen sogar noch bis in die 1930er Jahre.
Da unser Museum bisher kein Kucheneisen von einem Hof aus der Wedemark bekommen hat, wurde ein Eisen von einer Hofstelle in Müden/Örtze erworben. Dieses stammt aus dem Jahr 1724 und trägt die Inschrift: „CASTEN LÜRS 1724 WINTERHOFE“
Ein Nachfahre der Winterhoffs hat in der Familiengeschichte recherchiert, dass das Geburtsdatum dieses Casten vermutlich um 1674 war, so dass 1724 sein 50ster Geburtstag gewesen sein könnte.
Demnächst wird dieses Eisen auf der im Museum nachgebauten Feuerstelle präsentiert.
Schauen Sie mal rein !
Fotos: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark