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Giebelzierden

Wer kennt sie nicht, die gekreuzten Pferdeköpfe an den Giebeln der alten niederdeutschen Bauernhäuser? Und wer genau hinschaut, dem wird aufgefallen sein, dass sich die Pferdeköpfe mal anschauen und mal voneinander wegsehen. In der Lüneburger Heide  überwiegen die sich anschauenden Pferdeköpfe im Norden, die einander abgewandten im Süden .

 

Bautechnisch handelt es sich um sogenannte Windbretter, die die Kante des ursprünglich mit Stroh oder Reet gedeckten Daches schützen sollten. Pferdeköpfe als Giebelzierden gibt es in Norddeutschland nachweislich seit dem 15. Jahrhundert. Über die Bedeutung der Pferdesymbolik, insbesondere warum die Köpfe einander zu- oder abgewandt sind, gibt es bis heute keine treffende Deutung. Anzunehmen ist wohl der Wunsch nach einer schmuckvollen Gestaltung des Giebels mit einem symbolischen Schutz des Hauses vereint.

 

Aber auch auf so manchen Stadt- und Gemeindewappen sind sie zu sehen. So kommt im Wappen der ehemaligen Gemeinde Abbensen, jetzt Gemeindeteil von Wedemark, in den gekreuzten Pferdeköpfen der bäuerliche Charakter der Gemeinde zum Ausdruck.

Heute sind gekreuzte Pferdeköpfe auf zahlreichen Werbungen präsent. So zieren sie z.B. als Logo die Betriebe der Volks- und Raiffeisenbanken.

 

Eine andere Form der Giebelzier stellt der über den First hinausstehende Giebelpfahl dar. Manchmal auch „Wendenknüppel“ genannt, wohl deshalb, weil sie regional stärker im Hannoverschen Wendland (Landkreis Lüchow-Dannenberg) verbreitet waren. Charakteristisch für diesen  Pfahl war häufig die ornamentale Darstellung von Tulpe und Morgenstern.

 

 

 

Giebelzierden erfahren in den letzten Jahren eine wahre Renaissance. Wir begegnen ihnen nicht nur auf Wohn- und Nebengebäuden, auch an Garagen, Gartenhäusern, Briefkästen und Vogelhäuschen. Damit einhergehend hat sich ihre Verbreitung verändert. So tauchen inzwischen auch Giebelpfähle an Neu- und Umbauten in unserer Region auf. Ein Einwohner aus Oegenbostel hat bei der Renovierung eines ehemaligen Backhauses den dort vorhandenen in die Jahre gekommenen Giebelpfahl abgenommen und dem Museum überlassen. Der hat nun seinen Platz neben dem Fenster eines 1634 in Oegenbostel gebauten und 1980 abgerissenen Hauses bekommen.

 

Auch diese Exponate dokumentieren, dass das Richard-Brandt-Heimatmuseum ein Museum für die gesamte Wedemark ist.

 

 


Bildquellen

Wappen von Abbensen:  Von Gustav Völker - Wappenbuch des Landkreises Hannover 1985 im Selbstverlag, Seite 474 ff., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2405473

Giebelpfahl: Foto von Axel Hindemith, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43281687

Voneinander abgewandte Pferdeköpfe: Axel Hindemith, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1770689

Einander zugewandte Pferdeköpfe: Bild von Monika Schröder auf pixabay

Karte: Verbreitung von Giebelzierden an Bauernhäusern im Regierungsbezirk Lüneburg 1914 nach den Untersuchungen von Eduard Schlöbke (Umzeichnung: Völker, Museumsdorf Hösseringen), Quelle: Museumsdorf Hösseringen, Materialien zum Museumsbesuch Nr. 31, Seite 6  

Oegenbosteler Giebelpfahl: Richard Brandt Heimatmuseum Wedemark