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Gemälde erinnert an die alte Heidelandschaft

 

Unser Museum hat vor kurzem ein Gemälde mit einem Heidemotiv erworben.

Der Künstler, Willy Hanft (1888 - 1987), lebte von 1952 bis 1983 in Hannover. Er malte das Bild um 1925. Auf der Rückseite des Rahmens vermerkte er:

 

                        Heidelandschaft aus der großen Heide, nahe Mellendorf“.

 

Das Gemälde hängt inzwischen im Treppenaufgang zum Museum im „Alten Amtskrug“.

Heute ist es schwer vorstellbar, dass es in der Wedemark einmal eine solche Heidelandschaft gab. Das war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich so. Auf historischen Ansichtskarten ehemaliger Gemeinden der Wedemark grüßen die Schreiberinnen und Schreiber „von einer fröhlichen Tour in die Heide“. Einige Ortschaften warben mit dem Zusatz „Gruß aus der Heide“ oder „Das Tor zur Heide“. Bissendorf sogar noch auf einer Postkarte aus den 1970er Jahren. Selbst einige Gaststätten nannten sich nach der Heide, wie z.B. das „Kurhaus zur Heide“ in Mellendorf, "Zum schönen Heidebruch" in Brelingen-Schadehop ("Keilriemen-Otto") oder das "Heidegasthaus Löns" in Resse.

 

Die durch die Wedemark verlaufende Eisenbahnstrecke wurde 1890 eröffnet. Die Züge brachten zahlreiche „Heidetouristen“ in die Wedemark. Im Volksmund sprach man vom „Heideexpress“. Als die Züge noch mit Dampflokomotiven gezogen wurden, pflückte der eine oder andere Lokführer während der Heideblütenzeit einen Heidestrauß und steckte ihn an das vordere Nummernschild seiner Lok.

Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich, dass seine Mutter während ihrer Spaziergänge in der Bissendorfer Feldmark in den 1950er Jahren Heide pflückte. An einigen wenigen Stellen fand man damals noch ein paar Büsche. Gern wurden dann die Heidezweige in die damals typischen Wanddoppelvasen gesteckt. Ähnliche Vasen, wenn auch etwas kleiner, gab es am Armaturenbrett des VW-Käfer. Natürlich auch mit Heidesträußchen.

 

Die Lüneburger Heide wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert für den Tourismus entdeckt. Insbesondere die Bücher, Gedichte und Lieder von Hermann Löns (1866 – 1914) weckten zunehmend das Interesse an dieser Landschaft.

Der sandige, nährstoffarme Boden der Lüneburger Heide ist nicht unbedingt ideal für die landwirtschaftliche Nutzung. Deshalb bauten die Heidebauern früher vornehmlich Pflanzen an, deren Anspruch an den Boden recht gering war. Am bekanntesten ist wohl der Buchweizen. Bis zur Entwicklung neuer Düngemethoden, den Mineraldünger (z.B. den von Justus von Liebig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten Phosphatdünger), rissen die Bauern das Heidekraut samt Humusschicht mit  breiten Hacken (Twicken) aus dem Boden und nutzten diese so entstehenden Heideplaggen als Streu für die Viehställe. Die humose Schicht speicherte die Jauche und war daher später nach entsprechender Aufarbeitung für die Düngung gut geeignet. Das Plaggenhauen war eine schwere Tätigkeit und hat schließlich das Wort „Plackerei“ hervorgebracht, ein bis heute beliebtes Synonym für körperlich harte Arbeit. 

Dass wir heute in der Wedemark keine Heidelandschaft mehr vorfinden, liegt u.a. daran, dass nach Erfindung des Mineraldüngers und der damit  erreichten besseren Bodenqualität weite Teile der Heideflächen in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt wurden. Es gab auch keine Notwendigkeit mehr, die Heide zu pflegen, etwa  durch Beweidung mit Heidschnucken.  Die Tiere verbissen junge Bäume und verhinderten so, dass sich Birken und Kiefern auf den Flächen ausdehnen konnten. Da dies nicht mehr geschah, vergrasten und verbuschten die Flächen. Auch durch Nährstoffzufuhr aus der Luft wurden bestimmte Süßgräser gefördert, die die Besen- und Glockenheide im Laufe der Zeit verdrängten.

 

Da unser Museum in der Dauerausstellung auch auf die bäuerliche Landwirtschaft in der Wedemark eingeht, ist das Gemälde im Treppenhaus vor dem Eingang ins Museum eine schöne Einstimmung in unsere frühere Landschaft.

 


Bildquellen:

schwarz-weiß Aufnahme Plaggenhieb (c) Landesmuseum Hannover

Gemälde: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark

alle übrigen Bilder: Sammlung Peter Schulze, Bissendorf