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Von den Scorpions bis zu Uli Stein – die Künstlervitrinen

Früher hatten Heimatmuseen gelegentlich den Ruf, etwas langweilig – also etwas „altbacksch“ zu sein. Seit einigen Jahren arbeiten viele Heimatmuseen daran, diesen Ruf abzustreifen. So hat sich auch das Richard-Brandt-Heimatmuseum schon vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, mit neuen Medien wie Videobildschirmen zu bestimmten Themen der Ausstellung und Touchscreens mit einer Vielzahl von selbst anzuwählenden Videos zur Geschichte der Wedemark den Besuchern ein neues, vielfältigeres Angebot zu unterbreiten.

 

Aber auch bei den Ausstellungsobjekten wurde behutsam eine Erweiterung eingeleitet. Den Anfang machte der Singer-Songwriter Heinz Rudolf Kunze, der seit vielen Jahren in Bissendorf-Wietze wohnt. Er schenkte dem Museum eine von einem Berliner Designer gefertigte schwere Lederjacke, die auf der Rückseite sein Konterfei zeigt. „Damals, in den 1980er Jahren wollten wir alle so aussehen wie Klaus Meine in seiner Lederjacke“, so Kunze damals bei der Übergabe. Ergänzt durch Fotos und zwei LPs entstand der erste Sammlungsbereich über einen aktiven Musiker.

 

Dem konnte sich Klaus Meine, der Leadsänger der Scorpions, natürlich nur anschließen. Auch er vermachte dem Museum eine von seinen Lederjacken und eine Balalaika, die ihm ein Fan während einer Tournee durch Russland schenkte. Ein ganz besonderes Exponat ist ein Plakat, das ein Fan in den USA den Scorpions während eines Auftritts in Dayton, Ohio,  verehrte. In der Scorpions-Vitrine sticht natürlich die Goldene LP „Love at first sting“  hervor, die sie in Kanada für 50.000 verkaufte LPs bekamen. Es war die erfolgreichste LP der Scorpions in Nordamerika – mit dreifachem Platinstatus!

Aber nicht nur Künstler der leichten Muse sind vertreten, auch das Ehepaar Helen und Klaus Donath, das seit vielen Jahren in Brelingen lebt, hat hier einen Platz gefunden. Die aus Texas /USA stammende Opernsängerin Helen Donath, die schon auf allen großen und wichtigen Bühnen der Welt sang, vermachte dem Museum eine ihrer Schallplatten mit einer persönlichen Widmung von ihr und ihrem Mann. Von Klaus Donat, dem ebenso erfolgreichen Dirigenten, kann das Museum seinen Original-Taktstock zeigen.

 

Einen ganz anderen Bereich repräsentieren die Cartoons des kürzlich verstorbenen Künstlers Uli Stein, der ebenfalls in Bissendorf-Wietze lebte. Angesprochen auf den Wunsch, doch im Museum etwas von seiner Kunst zu zeigen, sah er zunächst gar keine Möglichkeit, „weil doch heute alles digital hergestellt wird“. Zum Glück fanden sich noch ein paar Mäuse und ein handgezeichnetes Original eines Cartoons und die dazu gehörenden Blätter im Zuge der Fertigstellung. Leider ist Uli Stein im August des vergangenen Jahres viel zu früh gestorben.

 

Diese beiden Künstlervitrinen haben durch in das Internet gestellte Berichte mit Klaus Meine und Heinz Rudolf Kunze eine besondere Anziehungskraft für ihre Fans. So konnte das Museum Besucherinnen und Besucher dazu aus Russland, Italien und weiter entfernten Teilen Deutschlands begrüßen. Dottoressa Annamaria Bruzzese aus Norditalien war mit ihren Freundinnen aus der Wedemark und Hamburg schon zweimal  im Museum.  Ein junger Pole, der zz. in Südwestdeutschland lebt und arbeitet, berichtete bei seinem Besuch stolz, von der Vielzahl der Scorpionskonzerte, die er in vielen Städten der Welt besucht hatte. Auch ein Fan aus Russland war sehr von den Künstlervitrinen angetan.

 

Diese Exponate zeigen, dass die Frage, wann etwas „museal“ sei, heute kaum noch abzugrenzen ist. In unserer kurzlebigen Zeit ist Vieles der Vergangenheit zuzurechnen und damit auch in einem Museum ausstellungswert. Das Interesse an diesen Exponaten der ganz jungen Vergangenheit zeigt dem Museumsteam, dass es richtig war, auf all diese Künstler schon zu ihren Lebzeiten hinzuweisen.

 

Gerne würde das Museum auch etwas zu einem ganz großen Schauspieler und Sänger unserer Zeit mit Bezug zur Wedemark im Museum präsentieren: Ulrich Tukur, der einige Jahre als Jugendlicher in Bissendorf-Wietze lebte und am Gymnasium Großburgwedel sein Abitur machte. Den Künstlernamen „Tukur“ legte sich Ulrich Gerhard Scheurlen, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf Anregung des Regisseurs Michael Verhoeven zu, unter dem er seine erste große Rolle in einem Film bekam („Die weiße Rose“, 1982). Bisher gelang es dem Museumsteam leider nicht, zu ihm oder seinem Management Kontakt herzustellen. Vielleicht ist die Chance jetzt größer nach seinem Umzug von Venedig nach Berlin. Und möglicherweise erinnert sich ja jemand aus der früheren Nachbarschaft an den jungen Ulrich Scheurlen.

 

 

Auch zu dem Schauspieler Wolfgang Engels, der zum Ende seiner Laufbahn an der Landesbühne Hannover wirkte und von 1959 bis kurz vor seinem Tod 1983 in Bissendorf-Wietze lebte, würde das Museum gerne etwas ausstellen. Schließlich wirkte er in nahezu 100 Spiel- und Fernsehfilmen mit, nahm unzählige Hörspiele auf und lieh so bekannten Schauspielern wie Jean Gabin oder Peter Cushing seine Stimme als Synchronsprecher. Sollte jemand aus der Umgebung seines früheren Wohnbereichs über Hinweise zu ihm verfügen, würde sich das Museum über eine Nachricht freuen.


Bildquellen:

Ulrich Tukur: Krd, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wolfgang Engels: (c) Kurt Julius / Nds. Staatstheater Hannover GmbH

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