Schon seit vielen Jahren bietet das Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark eine viel geschätzte und oft bewunderte Sammlung an Versteinerungen aus fast allen Zeiten unserer Erdgeschichte.
Das Ehepaar Charlotte und Paul Sommer, ein passioniertes Sammlerehepaar aus Hannover, hatte in seiner mehr als 30jährigen Sammlertätigkeit in bekannten heimischen und auch in Steinbrüchen und Tongruben in anderen entfernteren Teilen Deutschlands Erstaunliches zusammengetragen. Viele dieser Sammelstellen sind heute nicht mehr zugänglich. Fast alle Ziegeleien im Raum Hannover sind stillgelegt und die dazugehörigen Tongruben wurden oft als Bauschuttdeponien genutzt und daher für Sammler für immer verschüttet. Viele Steinbrüche sind nach der wirtschaftlichen Ausbeutung wieder der Natur überlassen worden. Nur noch wenige Mergelgruben der Zementindustrie im Bereich Hannover sind zu bestimmten Zeiten für Sammler zugänglich, wie z.B. die Grube in Höver des Zementwerks Holcim. Hier entdeckte das Ehepaar eine Vielzahl von Ammoniten.
Nach dem Tode des Ehepaars Sommer war es für den Sohn Ralf Sommer aus Bissendorf ein ganz besonderes Anliegen, dass diese in Umfang und Qualität wohl einmalige Privatsammlung nicht auseinandergerissen und an unterschiedliche Interessenten verkauft wird – sie sollte für die Allgemeinheit erhalten bleiben. So lag es nah, dass Herr Ralf Sommer diese Sammlung der Gemeinde Wedemark für das Richard-Brandt-Heimatmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte.
Lediglich ein kleiner, aber wissenschaftlich sehr wertvoller Teil der Sammlung war zuvor dem Paläontologischen Institut der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld nach dem Testament der Eltern zu Forschungszwecken übereignet worden.
Schwerpunkte der Ausstellung sind sicherlich die Exponate aus dem weltweit wegen seiner Versteinerungen berühmten Solnhofener Plattenkalk im Altmühltal. Hier wurde auch das versteinerte Skelett des Flugsauriers Rhamphorhynchus gefunden, eines nahen Verwandten des berühmten Archaeopteryx. Diese Flugsaurier gelten als Vorfahren unserer heutigen Vogelwelt. Diese Plattenkalke waren für das Ehepaar Sommer ein beliebtes Urlaubs- und Sammelziel. Ihr Sohn erinnerte sich wie folgt an diese Zeit: „Als ich den Führerschein hatte, musste ich meine Eltern zu ihren Exkursionen als ihr Fahrer begleiten, oft nach Franken und Oberbayern, obwohl ich mir damals ganz andere Urlaubsziele gewünscht hätte!“ Die Ausbeute dieser Reisen waren aber beträchtlich: versteinerte Krebse, Seelilien, Fische.
Weitere Schwerpunkte sind Versteinerungen aus dem schwarzen Schiefer von Bundenbach, wo es heute sogar ein eigenes Fossilienmuseum zu den dortigen Funden gibt. Aber auch im Kohleschiefer bei Osnabrück wurden versteinerte Seeigel und Ammoniten gefunden, ebenso wie in Gruben im Raum Hannover.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdient auch die von Frau Sommer mit viel Liebe und Ausdauer aufgebaute Tribolitensammlung aus dem Erdaltertum; Triboliten waren die berühmten Vorfahren unserer heutigen Spinnen.
Im Jahre 2016 sprach Herr Ralf Sommer den damaligen Museumsleiter Karl-Hans Konert an, ob die Gemeinde Wedemark Interesse daran habe, die Sammlung seiner Eltern dauerhaft zu übernehmen. Daraufhin wurde die Sammlung von dem Dipl. Geologen Lutz Kaecke vom Arbeitskreis Paläontologie Hannover gesichtet und bewertet. Gerne schloss Herr Bürgermeister Helge Zychlinski dann mit Ilse und Ralf Sommer den Vertrag über die Schenkung der Sammlung an die Gemeinde Wedemark und merkte dazu an: „Die Gemeinde Wedemark ist sehr froh, dass diese großartige und einmalige Privatsammlung mit dem heutigen Tag auf Dauer ein Teil unseres Museums ist. Wir sind uns der Bedeutung dieser Sammlung wohl bewusst, die in besonderer Weise das Sammlerleben des Ehepaars Sommer sen. dokumentiert. Herzlichen Dank an Sie, Frau Ilse Sommer, und Sie, Herr Ralf Sommer.“
So kann das Museum mit diesen auch nach fachlicher Bewertung außergewöhnlichen Exponaten die Entwicklung des Lebens über 400 Millionen Jahre nachzeichnen und damit einige Schritte der Evolution erläutern. An dieser Stelle kann dazu nur ein kleiner Einblick gewährt werden – hoffentlich bald in ganzer Breite im Kavalierhaus des Richard-Brandt-Heimatmuseums Wedemark.
Bildquellen: alle Fotos wurden von unserem Verein erstellt