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Zeugnis deutscher Nachkriegsgeschichte nun auch im Museum

Warnschild des Emailierwerkes Mellendorf: (c) Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark

In unserem Museum möchten wir u.a. die Industriegeschichte der Wedemark darstellen. Ein herausragender Betrieb und insbesondere für die damalige Gemeinde Mellendorf von großer Bedeutung war das Emaillierwerk Hannover Mellendorf. Näheres zum Betrieb hat die Historische Arbeitsgemeinschaft Wedemark auf ihrer Homepage unter „Historisches“ und dort unter dem Titel: Von der „Interessenten-Ziegelei“ zum „Emaillierwerk Hannover“ veröffentlicht.

 

Im Museum können Sie eine Anzahl verschiedenster Schilder aus der Produktion des Werkes anschauen. Kürzlich konnte durch die Gemeinde für diese Sammlung ein besonderes Zeitzeugnis erworben werden: Ein Grenzschild von der ehemaligen „Zonengrenze“ (Westseite), mit dem vor „sowjetzonalen Minen“ gewarnt wird. Diese Schilder wurden von 1960 bis 1969 vom Emaillierwerk in Mellendorf produziert.

Machen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte, die sich hinter diesen Warnschildern verbirgt:

 

Die Siegermächte des 2. Weltkrieges teilten Deutschland 1945 in vier Besatzungszonen auf. Die Demarkationslinien zwischen den westlichen Besatzungszonen der USA, Großbritannien und Frankreichs (Westalliierte) wurden bald aufgehoben. Daher bezog sich der Begriff Zonengrenze nur noch auf die Grenze zwischen den westlichen Besatzungszonen und der Sowjetischen Besatzungszone.

 

Auf Veranlassung der Westalliierten wurde das Gebiet der westlichen Besatzungszonen mit dem Inkrafttreten des vom Parlamentarischen Rat ausgearbeiteten und am 23. Mai 1949 beschlossenen und verkündeten Grundgesetzes am 24. Mai 1949 staatlich neu organisiert.

 

Der 23. Mai 1949 wird allgemein als der Gründungstag der Bundesrepublik angesehen. Am 7. Oktober 1949 wurde in der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet.

 

Schon ab 1952 wurde die Demarkationslinie zur Bundesrepublik seitens der DDR verstärkt abgeriegelt. Ab 1954 wurde hier ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen geschaffen, der am Westrand zunächst mit einem einfachen hüfthohen Stacheldrahtzaun gesichert wurde. Seit den 1960er Jahren wurde diese Anlage immer stärker ausgebaut, um die Massenflucht in den Westen zu unterbinden. U.a. wurde die Grenze ab 1961 auf ostdeutscher Seite teilweise vermint. Es entstand der sogen. „Todesstreifen“. An der ca. 1400 Kilometer langen Grenze legte man u.a. auf 250 km Minenfelder an. Die Minen sollten die Flüchtlinge nicht töten, sondern nur schwer verletzen, damit man ihrer habhaft werden konnte.

Übersicht Grenzanlagen: https://www.fotos-reiseberichte.de/innerdeutsche-grenze/bilder/sperranlagen2_9.gif, (c) Erwin Purucker

In einem Zusatzprotokoll zum Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR wurde 1972 eine Überprüfung und eindeutige Markierung des Grenzverlaufes vereinbart. Die deutsch – deutsche Grenzkommission nahm am 4. September 1973 ihre Arbeit mit Grenzmarkierungen bei Lübeck auf. Ab dem 2. Mai 1974 unterhielt man Ständige Vertretungen in Bonn bzw. Ost-Berlin, keine Botschaften oder Konsulate.

 

Wohl im Zuge dieser Ereignisse wurden die vom Bundesgrenzschutz verwendeten Hinweistafeln „Halt! Hier Zonengrenze“ sowie die häufig mit ihr verbundenen Hinweisschilder „Achtung Lebensgefahr – Wirkungsbereich sowjetzonaler Minen“ in BGS-Hinweisschilder „Halt Hier Grenze“ ausgewechselt.

 

 

 


Bildquellen:

Vorschaubild: Grobauer Sperre an der Straße von Münchenreuth (Bayern) nach Grobau (Sachsen), (c) Bundespolizeiabteilung Bayreuth

Warnschild des Emailierwerkes Mellendorf: (c) Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark

Bodenmine PPM-2: (c) Bundespolizeiabteilung Bayreuth

Übersicht Grenzanlagen: Wikipedia, gemeinfrei